Salzburger Numismatische Nachrichten

(Salzburger) Münzgeschichte aus Handel, Museen und Wissenschaft - von Münzhandel Peter Macho

Excursion der Salzburger Numismatischen Gesellschaft in die Schweiz, Tag 3: Die Münzsammlung des Stiftes Sankt Gallen

April 27th, 2015 by Peter Macho

Am 19. April besuchte die Salzburger Numismatische Gesellschaft im Rahmen ihrer dreitägigen Fahrt (Konstanz - Winterthur - St. Gallen) die Stiftsbibliothek von St. Gallen. Dank der Fürsprache von lic.phil. Benedikt Zäch, Leiter des Münzkabinetts Winterthur, zeigte uns der stvt. Stiftsbibliothekar Dr. Karl Schmuki auch die uralte Münzsammlung des Stiftes.

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Der Tag begann mit einer Führung Dr. Schmukis durch das Stift und die Stiftskirche, anschliessend begaben wir uns in den prächtigen Bibliothekssaal. In der aktuellen Ausstellung “Wenn Bücher Recht haben. Justitia und ihre Helfer in Handschriften der Stiftsbibliothek St.Gallen”  sahen wir die ältesten deutschen Rechtsbücher, so den Codex 731, beinhaltend das Lex Romana Visigothorum, Lex Salica und Lex Alamannorum. Dieses Buch wurde in Lyon im Jahr 793 verfasst. Dr. Schmuki machte uns auf eine der ältesten Münzdarstellungen darin aufmerksam, einen Mann, der einen Denar Karls des Grossen hochhält, um ihn dem Publikum zu zeigen.

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Quelle: St.Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 731, Lex Romana Visigothorum, Lex Salica, Lex Alamannorum, p.111 (www.e-codices.unifr.ch). Ausschnitt !

Nach diesen Impressionen aus der Rechts- und Literaturgeschichte der heutigen Welt (und nach dem gemeinsamen Mittagessen) führte uns Dr. Schmuki in die ehemalige Handschriftenkammer auf der Galerie der Bibliothek. Hier hatte er bedeutende Münzbücher aus dem 16.-18. Jahrhundert und einige Beispielstabletts aus dem NUMOPHYLACIUM am Arbeitstisch vorbereitet.

Excursionsteilnehmer in der alten Handschriftenkammer des Stiftes St. Gallen

Früher wurden in diesen Schränken die wertvollsten Handschriften der Bibliothek St. Gallen aufbewahrt. Heute sind sie aus konservatorischen Gründen an anderem Ort gelagert. Einer der Schränke beinhaltet bis heute das Numophylacium (alter Ausdruck für Münzkabinett oder Münzsammlung).

Numophylacium St. Gallen

Vor dem geöffneten NUMOPHYLACIUM übergibt der Leiter der Salzburger Numismatischen Gesellschaft und Organisator der Excursion Mag. Ulrich Höllhuber (links) Herrn Dr. Karl Schmuki, dem stv. Stiftsbibliothekar von St. Gallen einen St. Gallener Brakteaten des 13. Jahrhunderts als Gastgeschenk.

Im Numophylacium befindet sich ein eingebauter Münzschrank etwa aus dem 18. Jahrhundert. Darin sind in vier Reihen 120 handgearbeitete Schuber, in die die Münzen fest eingepasst sind. Die Münzen sind in dicken beschrifteten Kartons mit einer Art Harz (?) rundum fixiert. Dem Augenschein nach hat das Harz die Münzen nicht angegriffen. Die Sammlung wurde bis ca. 1860 aktiv betrieben und dann unverändert aufbewahrt.

 Handgefertigte Münztabletts aus der Sammlung des Stiftes St. Gallen     Handgefertigte Münztabletts aus der Sammlung des Stiftes St. Gallen

Inhaltlich besteht die Sammlung aus etwa 80 % antiken Münzen (Römern), wenigen Umlaufmünzen und historischen Medaillen. Die Medaillen sind (im Wesentlichen) nach Prägeständen chronologisch geordnet. Vom Erzbistum Salzburg fanden sich nur zwei Stücke in der Sammlung, die im folgenden neben vielen anderen Beispielen historischer Medaillen gezeigt werden. Der Sammlungsschwerpunkt lag offenbar bei der Antike und bedeutenden historischen Ereignissen Europas.

 Münzbücher aus dem 16. Jahrhundert Handschrift, 11. Jhdt., früheste verzierte Initialen Handschrift, 11. Jhdt., früheste verzierte Initialen

 Aus der Münzsammlung des Stiftes St. Gallen:

 (Alle Bilder können durch Anklicken vergrössert werden)

SCHWEIZ:

Patenpfennig der eidgenössischen Stände 1547

Zürich, Stadt: Vergoldete Gussmedaille o. J. (1547/1548), Patenpfennig der eidgenössischen Stände für die Prinzessin Claudia, Tochter König Heinrichs II. von Frankreich. Modell von Jacob Stampfer. Hand Gottes in Strahlenkranz hält an Band die im Wappenkreis angeordneten Wappen der 13 alten Orte / 2 Engel halten Kreuz im Wappenkreis der 7 zugewandten Orte. Habich 868

Bundestaler von Jakob Stampfer

“Bundestaler” o. J. Stempel von J. Stampfer. Die drei Eidgenossen beim Schwur. Rv. Wappen der 13 alten Orte im äußeren, der sieben zugewandten Orte im inneren Wappenkreis, im Zentrum Kreuz.

St. Gallen. Doppeltaler 1622

Abtei St. Gallen, Bernhard Müller von Ochsenhausen (1594-1630), Doppeltaler 1622

Medaille 1663 auf das Bündnis der Schweizer Orte mit Ludwig 14. .

Medaille 1663. Auf das Bündnis der Schweizer Orte mit Ludwig XIV. Stempel von J. Warin. Geharnischtes und drapiertes Brustbild des Königs mit langen Haaren nach rechts // Gekrönter König mit Dauphin an Altar zusammen mit eidgenössischen Gesandten. Glatter Rand.

Medaille 1714 auf den Frieden von Baden (Aargau)

Aargau, Baden: Medaille 1714. Auf den Frieden von Baden. Stempel von Philipp Heinrich Müller (unsigniert). Kaiser Karl VI. und Austria bringen ein Opfer auf einem Dreifuss, darüber strahlendes Dreieck. Rv. Stadtansicht von Baden und der Limmat, darunter wirft Mars ein Schwert in den Fluss, darüber ein Engel mit Stadtwappen.

Basel, Medaille 1740 auf das Bündnis mit Frankreich

Basel, Bistum Jakob Sigmund v. Reinach 1737-1743: Medaille 1740 (v. Dassier ) auf das Bündnis mit Frankreich.

Sankt Gallen, Dukat 1781

Abtei St. Gallen, Beda Angern von Hagenwil (1767-1796): Dukat 1781

 ERZBISTUM SALZBURG:

Salzburg: Halber Domweihtaler 1628

Paris Graf von Lodron (1619-1653) Halbtaler auf die Domweihe 1628

Abtei Weingarten, Jubiläumsmedaille 1781, St.schn. Franz Matzenkopf (Salzburg)

Abtei Weingarten, Dominik Schnitzer (1745-1784): Medaille 1781 zum 50jährigen Priesterjubiläum. Vs.: Wappen. Rs.: Sitzender Papst und ein Mönch mit Posaune vor Kirchenmodell. Der Stempel dieser Medaille wurde von Franz Matzenkopf in der Münzstätte Salzburg  angefertigt.

RÖMISCH DEUTSCHES REICH:

Abschlag der Goldenen Bulle Kaiser Karl 4.

Kaiser Karl 4. (1355-1378): Alter Guß ? der Goldenen Bulle (Kaisersiegel)

Kaiser Maximilian 1.: Guldiner o.J. Hall

Maximilian I., 1490-1519. Guldiner o. J., Hall. Königsguldiner. Stempel von Benedikt Burkhart. Gekröntes und geharnischtes Hüftbild r., mit der Rechten das Kreuzblumenzepter schulternd, die Linke am Schwertgriff//Gekrönter Adlerschild, umher Ordenskette, zu den Seiten zwei kleinere gekrönte Wappen, darunter zwei ungekrönte Wappen.

Kaiser Maximilian 1.: Guldiner 1518 St. Veit

Maximilian I., 1490-1519.  Guldiner 1518, St. Veit.  Brustbild l. mit Barett, Pelzmantel und umgelegter Kette des Ordens vom Goldenen Vlies//Gekrönter Adlerschild, zu den Seiten zwei kleinere gekrönte Wappen, darunter sechs ungekrönte Wappen und ein gekröntes Wappen.

Medaille 1531 Joachimsthal

Karl V., 1519-1556, seit 1516 König von Spanien, 1520 Kaiser Medaille 1531, Joachimsthal, auf seine Vorgänger Friedrich III. und Maximilian.  Modell von Utz Gebhard. Büsten Friedrichs III. und Maximilians rechts / Wappen, von zwei Putten gehalten. Habich 1921

Zehnkaisermedaille 1594

Rudolph II. 1576-1612: Zehnkaisermedaille 1594, v. von Maler. Widmung der Stadt Nürnberg zum Reichstag in Regensburg. Av.: um den gekrönten Doppeladler die Portraits von Rudolf I., Albert I., Friedrich III., Albrecht II u. Friedrich V. Rv.: um das gekrönte Monogramm von Rudolf II. die Medaillons von Maximilian I., Karl V., Ferdinand I., Maximilian II. u. Rudolf II. Wellenh:6961

Medaille 1613 auf den Einzug Kaiser Matthias am Reichstag zu Regensburg

Medaille 1613, von Chr. Maler, auf den Reichstag und den Einzug von Kaiser Matthias in Regensburg. Belorbeertes und geharnischtes Brustbild von Kaiser Matthias und seiner Gemahlin Anna nebeneinander r.//Der Kaiser reitet r. unter einem von vier Trabanten getragenem Baldachin.

Ferdinand 2., Medaille auf die Huldigung der Stadt Wien

Ferdinand II., 1592-1618-1637: Medaille 1630, mit Signatur A. P., auf die Huldigung der Stadt Wien. Zwitterprägung mit der Jahreszahl auf beiden Seiten. Brustbilder Ferdinands II. und seiner Gemahlin Eleonore (*1598, †1655), Tochter der Herzogs Vinzenz I. von Mantua, r. mit großen Halskrausen, darunter Jahreszahl//Stadtansicht von Wien, im Abschnitt zwei Zeilen Schrift mit der Jahreszahl in römischen Ziffern.

Leopold 1., Medaille 1683 auf die Türkenbelagerung Wiens

Leopold I. 1657-1705. Große Medaille 1683 (Stempel von Anton Meybusch) auf den Entsatz von Wien . * LEOPOLDUS. I. D: G: ROM: IMP. SEMP: AUG: TURCARUM. VICTOR * Belorbeerte und geharnischte Büste des Kaisers halbrechts. Rs: URBEM. SER - VASTIS. ET - ORBEM Fama über den vor dem Entsatzheer fliehenden Türken; im Hintergrund Ansicht der belagerten Stadt. Erhabene Randschrift.

Leopold 1., Schautaler 1686 auf die Befreiung von Ofen

Leopold I., 1657 - 1705:  Breiter Schautaler 1686. Mzst. Kremnitz. Stempel von C. H. Roth . Widmung des Oberkammergrafen J. W. Viechter und der ungarischen Bergstädte. Der Kaiser in Quadriga fast von vorn, im Feld r. Wappen seines Feldherrn Karl von Lothringen, oben Auge der Vorsehung hinter Wolken. / Schwebender Adler über Ansicht von Ofen, auf den Türmen noch Halbmonde statt Kreuze, vorn das Feldlager der Kaiserlichen.

DEUTSCHLAND:

Köln: Dreikönigstaler o.J (um 1620)

KÖLN STADT: Taler o. J. (um 1620). Dreikönigstaler. Die Heiligen Drei Könige stehen nebeneinander v. v., in ihren Händen je ein Lilienstab und ein Geschenk, im Vordergrund das Kölner Stadtwappen//Acht Personen stehen v. v. in einem Schiff auf bewegten Wellen. Auf der Rückseite des vorliegenden Stückes steht in der Mitte die heilige Ursula mit gefalteten Händen, in der Brust steckt ein Pfeil, an ihrer linken Seite ist Prinz Ätherius, eine Klappmütze auf dem Kopf, die Hände auf der Brust über einem Palmzweig gekreuzt. Die Person zur Rechten Ursulas trägt die päpstliche dreifache Krone und hält in der linken Hand einen Doppelkreuzstab. Der Legende nach soll dies der heilige Cyriakus sein; die Geschichte weiß nichts von einem solchen Papst. An den Ecken befindet sich je eine Jungfrau aus dem Gefolge, in den Zwischenräumen noch drei Köpfe sichtbar.

Mainz, Medaille 1630 auf den Reichstag zu Regensburg

Mainz, Erzbistum: Anselm Casimir von Umstadt, 1629-1647 Medaille 1630, auf den Reichstag in Regensburg. Stempel von Pietro de Pomis (unsigniert, Zuweisung nicht gesichert). Medaillon mit der Büste Ferdinands II., umgeben von 6 Medaillons mit den Büsten der Kurfürsten von Mainz (links oben), Trier, Köln, Brandenburg, Sachsen und Pfalz-Bayern / Medaillon mit Doppeladler, umgeben von Medaillons mit den Wappen der Kurfürsten (Mainz rechts oben).

Landau, Belagerungsklippe 1713

LANDAU, STADT Karl Alexander von Württemberg-Winnental. 1713-1713: Einseitige Notklippe 1713 zu 2 Gulden 8 Kreuzer geprägt während der Belagerung durch die Franzosen. Gekröntes quadriertes Wappen Teck / Reichssturmfahne / Mömpelgard / Heidenheim mit Mittelschild Württemberg umgeben von 4 gekrönten Monogrammen und 2 Schriftstempeln.  Zum vierten und letzten Mal während des Spanischen Erbfolgekrieges wurde Landau 1713 belagert. Kommandant war Karl Alexander von Württemberg-Winnental, der auch sein Tafelgold und Silber
opferte, um davon Notmünzen prägen zu lassen. Die Belagerung begann am 28. Juni und endete mit der Kapitulation am 20. August bedingt durch Munitionsmangel.

POLEN:

Johann Sobieski, Medaille 1683 auf den Entsatz Wiens

Johann III. Sobieski, 1674-1696: Silbermedaille 1683, von J. Höhn, auf die Belagerung und den Entsatz Wiens und auf seinen Sieg über die Türken. Brustbild in antikem Gewand r. mit Lorbeerkranz// Stadtansicht von Wien und des Lagers, von der Leopoldstadt aus gesehen; oben zerbrechen zwei Adler, von denen der eine mit der kaiserlichen, der andere mit der polnischen Krone bedeckt ist, einen Halbmond; unten Kartusche mit Schrift, zu den Seiten kauert je ein gefesselter Türke.

SCHWEDEN:

Gustav Adolf, Medaille 1631 auf den Sieg von Breitenfeld

Gustav II. Adolf von Schweden 1611-1632: Medaille 1631 (S. Dadler). Sieg über das von Tilly befehligte kaiserliche Heer in der Schlacht bei Breitenfeld . Geharnischtes Brustbild von König Gustav II. Adolph von Schweden nach halbrechts in verzierter Kartusche / Der König als Streiter Gottes im antiken Harnisch mit Schwert und Kreuzschild steht auf gefallenen Feinden, links und rechts Sonne.

Gustav Adolf, Taler 1632

Gustav II. Adolf von Schweden 1611-1632: Augsburg unter schwedischer Besetzung im 30 jährigen Krieg, Taler 1632

(Die Beschreibung der Münzen/ Medaillen erfolgte mit Hilfe von Auktionskatalogen der Firmen Künker, Rauch und Sincona.)

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