Salzburger Numismatische Nachrichten

(Salzburger) Münzgeschichte aus Handel, Museen und Wissenschaft - von Münzhandel Peter Macho

Neues zur Chronologie und Porträtikonographie der ältesten Mozartmedaillen (von F. N.):

Februar 21st, 2016 by Peter Macho

 Mozart von Baerend     Mozart von Guillemard     Mozart von Voigt

 

 Der Erwerb der Prager Mozartmedaille von 1805 inspirierte Frank Nauhauser (Mitglied der Salzburger Numismatischen Gesellschaft) sich näher mit den ältesten Medaillen Mozarts zu beschäftigen. Dabei recherchierte Frank viele zeitgenössische Quellen und konnte chronologische Fehler in meinem 1991 erschienen Katalogs „Wolfgang Amadeus Mozart – Medaillen und Schaumünzen 1791 -1991“ feststellen. Diese Fehler resultierten aus der unüberprüften Übernahme älterer Quellen und sollen hier richtig gestellt werden. Die vorliegenden Ergebnisse wurden grundlegend von Frank Nauhauser gesammelt und sind (unter meiner redaktionellen Beihilfe) hier  veröffentlicht. Peter Macho :

 

 1. Medaille von BAEREND, Dresden 1796:

 

Mozartmedaille 1796 von Baerend

Vs:  Belorberter Kopf Mozarts n.r., Umschrift: WOLFGANG AMADEVS MOZART. Unten: BAEREND: F. Rs.:  Orpheus auf einem Felsen sitzend, mit der Lyra. Ein stehender Löwe horcht dem Spiele zu. Umschrift: AUDITUS SAXIS INTELLECTUSQ. FERAR. SENSIBVS. 

Das Portrait  W. A. Mozarts ist frei nach dem Porzellanrelief Portrait von L. Posch von 1788 gestaltet. Baerend hat allerdings einen Lorbeerkranz im Haar hinzugefügt. Diese Darstellung spielt auf Apoll, dem “Gott des Lichts” an, der auf alten Münzen mit einem Lorbeerkranz im Haar dargestellt wurde.

 Das lateinische Zitat der Rückseite stammt aus Ovid XI,42, „Tod des Orpheus“.  Orpheus steht in enger Verbindung zum Gott Apollon (Gott des Lichts, der Heilung, des Frühlings, der sittlichen Reinheit und Mäßigung sowie der Weissagung und der Künste, insbesondere der Musik, der Dichtkunst und des Gesangs) und den Musen. Von  Apollon bekam er seine Lyra geschenkt. Mit seinem Spiel und Gesang betörte er Götter, Menschen und sogar Tiere, Pflanzen und Steine. Die Bäume neigten sich ihm zu, wenn er spielte, und die wilden Tiere scharten sich friedlich um ihn, und selbst die Felsen weinten angesichts seines schönen Gesangs. Hierauf bezieht sich auch die lateinische Umschrift.

Ein ähnliches Bild von Orpheus mit dem Löwen findet sich bei Breitkopf & Härtel 1799 als Kupferstich in „Oeuvres complettes  de Wolfgang Amadeus Mozart“  XIV différentes pièces pour le pianoforte. Der Mythos von Orpheus verkörperte die Unsterblichkeit der Seele. So ist die Ehrung Mozarts mit Bezug zu Orpheus auch in diesem Sinne zu verstehen.

Zum Vertrieb liest man bei Gerber im Jahr 1814: Diese (Denkmünze) wurde damals  in Dresden, Hamburg und Leipzig , in Silber (2 1/2 Lot schwer) für 3 Reichsthaler, 8 Groschen oder 12 Mark und in Zinn für 5 Mark 8 Heller zum Verkaufe ausgeboten.

Quellen:

Gerber, Ernst Ludwig: Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler, Vierter Theil – Anhang, Teil III, Fortgesetztes Verzeichnis von Statuen und Büsten großer Tonlehrer und Tonkünstler, Leipzig: A. Kühnel, 1814. S.746/747

Hauschild, Johann Friedrich: Beitrag zur neueren Münz- und Medaillengeschichte vom XV Jh bis jetzo. - Anhang: Berühmte Männer und dergl. Dresden: Carl Gottlob Gärtner, 1805. Nr. 602, S. 78 (hier:Medaille Mozart)

Kläbe, Johann Gottlieb August: Neuestes gelehrtes Dresden oder Nachrichten von jetzt lebenden Dresdner Gelehrten, Schriftstellern, Künstlern, Bibliotheken und Kunstsammlern. Leipzig: Voss und Comp., 1796. S.8/9 (zur Kurzbiographie Baerend)

 

 2. Medaille von GUILLEMARD, Prag 1805:

 Mozartmedaille 1805 von Guillemard 

 

Vs.: Brustbild Mozarts, Umschrift: WOLFGANG GOTTLIEB MOZART. Darunter: GEB. 1756, GEST.1791, im Ärmelabschnitt Signatur: A. GUILLEMARD F. Rs.: Eine aufrechtstehende Muse mit der Lyra, bei ihr ein geflügelter Knabe mit einer geraden Trompete. Umschrift: „HERRSCHER DER SEELEN. DURCH MELODISCHE DENKKRAFT“.

Die Mozart Gedenkmedaille von A. Guillemard und und F. Stuckhart entstand  1805 in Prag. Die Grösse war 1 Zoll, 5 Linien, das Gewicht 11/16  Loth in Silber. Die Medaille wurde damals für 2 fl. 30 kr. verkauft.

Das Portrait der Vorderseite ist nach dem Kupferstich  von Mansfeld 1789 gestaltet. Bei Wurzbach findet sich folgender Kommentar: „Stich von I.G. Mansfeld le jeune, nach einem Basrelief-Porträt Mozart’s von dem Bildhauer Posch bei Lebzeiten Mozart’s im Jahre 1781 verfertigt. Dieses authentische Bildniß M.’s wurde als das einzige von zuverlässiger Aehnlichkeit im Jahre 1789 von I.G. Mansfeld le jeune in dem selben Format (8.) in Kupfer gestochen (Viennae, apud Artaria Société)“

Mansfelds Kupferstich finden Sie hier im Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek:http://www.bildarchivaustria.at/Preview/18845428.jpg

HERRSCHER DER SEELEN. DURCH MELODISCHE DENKKRAFT“. - Der Verfasser dieser Umschrift konnte nicht identifiziert werden. Lediglich in Nissens Biographie findet sich ein Schreiben an Mozart bei Vorstellung seiner Oper Figaro 1786: „ Ich hört’ Dich, melodischer Denker, und priess Dein Schöpfertalent, und in’s Wonnemeer riss Mich bald der Empfindungen mächtigste Welle….Doch bist Du der Fühlenden Orpheus mehr, Bist Herrscher der Seelen, Dir fröhnt das Gehör Der Kinder, der Mädchen, der Männer, der Krieger.“

Diese Zeilen stammen vom Arzt und Dichter Dr. Anton Daniel Breicha aus Prag und das  Huldigungsgedicht wurde nachweislich auch als Flugblatt in Prag und Wien verbreitet und von Mozart an seinen Vater nach Salzburg gesendet.

Die Umschrift findet sich auch an einer Gedenkstätte an Mozart in Italien. Josef Anton Bridi kaufte 1806 in seiner Heimatstadt Rovereto eine stattliche Landvilla und errichtete dort im Garten einen “Tempel der Harmonie”. Das Mozart den Bridi schätzte, beweist in einem Schreiben an Emilian Gottfried Jaquin aus dem Aufenthalte Mozarts in Prag vom 4. November 1787 nach der glänzenden „Don Juan-Aufführung” und zwar folgende Stelle von Otto Jahn: „Ich wollte meinen guten freunden (besonders bridi und ihnen) wünschen, daß Sie nur einen einzigen abend hier wären, um antheil an meinem vergnügen zu nehmen! ..” 

Quellen:

Deutsch, Otto Erich: Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Wolfgang Amadeus Mozart, Kassel: Bärenreiter, 1961. S. 249 (zur Zuordnung Gedicht und Flugblatt Dr. Breicha)

Doll, Anton: Annalen der österreichischen Literatur, Gesellschaft innländischer Gelehrten - Kunstnachrichten, Band 7, May 1805 S. 232/233 (zur Datierung der Medaille von A. Guillemard)

Dussek, J. L.: Vermische Nachrichten In: Allgemeine musikalische Zeitung, Band 26, Nr.6 (5.2.1824), S.92 (zur Inschrift Mozart Denkmal von Bridi in Rovereto)

Engl, Johann Evangelist: Katalog des Mozart-Museums, Salzburg: im Selbstverlage, 1906 (zur Zuordnung A. Bridis als möglicher Auftraggeber der Medaille )

Giesecke, Johann C.: Handbuch für Dichter und Litteratoren oder möglichst vollständige Uebersicht der deutschen Poesie seit 1780: Erster Theil A - C,  Magdeburg: Im Verlage des Verfassers , 1793. S.219 (zum Abdruck des Gedichts an Mozart von Dr. Breicha)

Häser, W.: Der Tempel der Harmonie In: Allgemeine musikalische Zeitung, Band 30, Nr. 41 (8.10.1828) S. 678ff. (zur ausführlichen Beschreibung des Tempels in Rovereto nach Marchesani, 1827)

Jahn, Otto: W.A. Mozart, Bd. 2, Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1867. S. 309 (zum Zitat W.A. Mozart mit Bezug zu Bridi)

John, Johann Dionys: Blumen, Blümchen und Blätter: Stat eines Prager Musenalmanachs, Prag und Wien: in der von Schönfeldschen Handlung, 1787. S.15-17. (Abdruck des ganzen Gedichts an Mozart von Dr. Breicha)

Nissen, Georg Nikolaus von: Anhang zu Biographie Wolfgang Amadeus Mozart’s Biographie. Nach Originalbriefen, Sammlungen alles über ihn Geschriebenen, mit vielen neuen Beylagen, Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1828. S. 184ff. (zum Zitat Gedicht Dr. Breicha)

Wurzbach,  Dr. Constantin von: Mozartbuch, Wien:  Wallishausser, 1869, S. 185 (zur Datierung Mozart Kupferstich von Mansfeld und Posch Relief)

 

3. Medaille von KRÜGER, Dresden zwischen 1806 und 1814:

 

Die Mozartmedaille von Carl Reinhard Krüger aus Dresden konnte bisher im Original nicht nachgewiesen werden. Für die Existenz der Medaille sprechen drei Quellen:

-Gerber schreibt 1814 im Anschluss an die Vorstellung der Medaille Baerends von 1796: „Eine andere Denkmünze von Silber oder Bronze soll auch der Medailleur Krüger zu Dresden auf ihn verfertigt haben. Von ihrer wirklichen Erscheinung hat man aber nichts weiter erfahren.“

-Im Beitrag der Zeitschrift Cäcilia zu Denkmünze auf Weber von Carl Reinhard Krüger  1826 wird auch auf die beiden anderen   Medaillen auf Mozart und Haydn verwiesen: „…die Medaille also auch in dieser Hinsicht würdig, neben Mozarts und Haydns Gemmen zu glänzen.“

-1828 schreibt Nissen über Denkmünzen: „….2) Eine Denkmünze von Mozart soll auch der Münzgraveur Krüger zu Dresden verfertigt haben.“

 

Da sich die Nachrichten über Krügers Medaille über 14 Jahre hinziehen, scheint eine tatsächliche Ausprägung nicht unwahrscheinlich, möglicherweise nur in wenigen Stücken. Carl Reinhard Krüger wurde 1791 in Dresden geboren. Sein Entwurf der Mozartmedaille ist vor 1806 (seinem 15. Lebensjahr) kaum anzunehmen.

Quellen:

Gerber, Ernst Ludwig: Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler, Vierter Theil – Anhang, Teil III, Fortgesetztes Verzeichnis von Statuen und Büsten großer Tonlehrer und Tonkünstler, Leipzig: A. Kühnel, 1814. S.746/747

Nagler, Dr. G.K.: Neues Allgemeines Künstler-Lexicon, 7 Band, München: Verlag E. A. Fleischmann , 1839. S 181 (hier:Krüger Kurzbiographie)

Nissen, Georg Nikolaus von: Anhang zu Biographie Wolfgang Amadeus Mozart’s Biographie. Nach Originalbriefen, Sammlungen alles über ihn Geschriebenen, mit vielen neuen Beylagen, Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1828. S. 179ff. (hier: Vorstellung der Medaille)

o.V.: Redaction: Denkmünze auf Carl Maria von Weber In: Cäcilia eine Zeitschrift für die musikalische Welt, Band 4, Mainz: Verlag B. Schott, 1826. S. 134. (hier: weiterer Hinweis auf die Medaille)

 

4. Medaille von VOIGT, Berlin 1821:

 

Mozartmedaille 1821 von Voigt

 

Vs: Kopf von der linken Seite. Umschrift: I.C. WOLFG. AMAD. MOZART GEB. D. 27 IAN. 1756. Am Arme: VOIGT. Rs: Eine mit einem Lorbeerzweige durchflochtene Lyra. Umschrift: ZUR HEIMAT DER TOENE. Unter der Lyra: D. 5. DEC. 1791.

 

In der Leipziger Ankündigung  im Jänner 1821 lesen wir: “Für Freunde der Tonkunst und des Chartenspiels hat der talentvolle königl. Medailleur Loos die Bildnisse der vier Heroen der Musik: Händel, Gluck, Haydn, Mozart auf vier Denkmünzen in einem Etui nach Art der Whistmarken bearbeitet, und bietet sie Liebhabern in Gold, Silber und englischer Bronze an. Jede Hauptseite dieser Denkmünzen zeigt das Bild eines dieser Meister nach L. Posch von Voigt geschnitten, und die Umschrift giebt den Namen, das Jahr und den Tag der Geburt an. Die von Pfeuffer geschnittene Kehrseite ist mit einer antiken Lyra geschmückt, durch die ein Lorbeerkranz geschlungen ist, und über der ein siebengespitzer Stern in ebenso vielen Stralenbüscheln leuchtet. Die Umschrift deutet den Todestag der Meister durch die Worte an: zur Heimath der Töne.” 

Voigt war von 1829 bis 1859 leitender Graveur und Medailleur an der königlich-bayrischen Münzprägeanstalt in München. Bei Dr. Großpietsch erfahren wir, dass diese Medaille zum 50. Todestag Mozarts 1841 erneut in Eisen ausgegeben wurde. Bei den im Handel häufig vorkommenden schwarzen Eisengussmedaillen handelt es sich immer um die 2. Auflage, die silbernen und bronzenen Originale von 1821 sind selten.

Der Bezug Voigts auf die Vorlage von Posch ist nicht direkt nachvollziehbar, das Porträt zeigt eine eher kreativ idealisierende Gestaltung. Sehr ähnlich in der Ansicht ist das Porträt auf dem in Wien 1808 bei Artaria erschienenen Aquatinta-Stich von David Weiss:

http://www.bildarchivaustria.at/Preview/3490316.jpg (Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek)

 

Quelle:

Großpietsch, Dr. Christoph: Mozarts-Bilder, Bilder Mozarts, Salzburg: Verlag Anton Pustet, 2013, S. 95 (zur 2. Auflage der Medaille zum 50. Todestag)

Hyacinth Holland: Voigt, Karl Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Band 40, Leipzig: Duncker & Humblot, 1896, S. 210-212 (Kurzbiographie Voigt)

Rochlitz, Friedrich: Nachrichten In: Allgemeine musikalische Zeitung, Band 23, Nr. 2 (10.1.1821),  S. 31/32 (zur Datierung der Medaille auf 1821)

 

 

 5. Medaille von CAQUE, München 1821:

 

 Bild: WAG Westfälische Auktionsgesellschaft Aukt. 60, 2012

 

 Bild: WAG Westfälische Auktionsgesellschaft,  Aukt. 72, 2015

Beide Abb.en: WAG, Westfälische Auktionsgesellschaft  2012, 2015

Vs.: Brustbild. Umschrift: WOLFGANG – MOZART. Unten: CAQUÉ F. Rs.: NATUS – SALISBURGI | IN GERMANIA | AN. M.DCCLVI | OBIIT | AN M.DCC.XCI. 

Medaille aus der Münchener-Serie, verlegt  von Durand . Die Medaille existiert in 2 Ausführungen, mit lateinischer und französischer Inschrift. 

Quelle:

Ampach, Christian Leberecht von: Numophylacii Ampachiani Bd. 2, Leipzig: C. H. Reclam, 1834, Nr. 9818. (zur Beschreibung der Medaille)

 

6. Medaille von Doell,  Karlsruhe  (Baden) 1843:

 

Allgemeine Wiener Musik-Zeitung 1843, Mozart Medaille von Doell 

Bild:  Gaßner, Bd. III, S. 134

 

Bild: Rauch Auktion 78,2006, Nr.1061

Bild: Auktionshaus Rauch, Wien 

Vs.: Mozart n.l.,, Umschrift: W. AMAD. MOZART –ZEITLICH VOLLENDET. Rs.: Auf einem Würfel, als Sinnbild der Festigkeit und Dauer, liegt das »Requiem«, unten herum einige der bekanntetesten Werke Mozart’s, als: »Don Juan«, »Cosi fan tutte«, »Figaro«, »Zauberflöte«, u.f.w. Die herabhängende Papierrolle enthält die Schlußstelle von Nr. 50 der Oper »Weibertreue« mit den Worten: »So sind sie Alle’« hier aber auf die oben nicht genannten Werke Mozart’s bezogen. Unter dem Abschnitte stehen die Worte: »Ewig blühend«. Weiter zurück sind in einem mit Immergrün geschmückten Felsen Geburts- und Sterbedatum notiert und über denselben auf den Bogenlinien das »Tuba mirum« angedeutet.

Die Medaille wurde 1842 zur Einweihung des Mozartdenkmals in Salzburg von Wilhelm Döll in Karlsruhe ausgeführt.  In der Wiener Allgemeinen Theaterzeitung August 1843 lesen wir:  

 „*- (zur Ehre Mozarts.) Der Großherzoglich = Badensche Münzmeister, Hr. Wilhelm Doell in Karlsruhe, hat aus Verehrung für den großen Tonmeister Mozart eine Medaille zu Ehren dieses Componisten verfertigt, welche sowol durch Sinnigkeit der Erfindung, als durch die höchst gelungene Ausführung, als eine ausgezeichnete Kunst = Erscheinung sich darstellt. Die Medaille ist von der Größe eines Thalers; die Vorderseite zeigt Mozarts Brustbild mit der Aufschrift „Wolfg. Amad. Mozart zeitlich vollendet;“ die Rückseite zeigt auf einem Würfel (dem Sinnbilde der Festigkeit und Dauer) „das Requiem“ nebst den bekanntesten Opern des Verewigten; oberhalb sieht man die ersten Tacte des „Tuba Mirum;“ unten enthält eine herabhängende Papierrolle die Stelle aus „cosi fan tutte:“ „So sind sie Alle,“ was sich hier auf die oben nicht genannten Werke Mozarts bezieht; unter dem Abschnitt liest man noch die Worte: „Ewig blühend.“ -

Herr Doell hat die Aufmerksamkeit gehabt, Exemplare dieser Medaille den Söhnen des gefeierten Meisters, Karl und Wolfgang Amade, dem Fräulein Anna Gottlieb, welche bei der ersten Aufführung der „Zauberflöte“ die Pamina sang, und dem Herrn Hoven (Vesque von Püttlingen) Componisten der eben in Karlsruhe mit so großem Beifall gegebenen Oper „Johanna d´Arc“ zu übermachen.“

 

Quellen:

Bäuerle Adolph: Musikalisches. In: Wiener Allgemeine Theaterzeitung, Originalblatt für Kunst, Literatur, Musik, Mode und geselliges Leben. 5.8.1843, Nr. 186, S. 823.

Fuch Alois: Eine neue Medaille auf W. A. Mozart. In: Allgemeine Wiener Musik-Zeitung Bd. III, 25.7.1843, Nr. 88, S. 371/372.

Gassner Dr., F.S.: VIII: Denkmünze auf W.A. Mozart. In: Zeitschrift für Deutschlands Musik-Vereine und Dilettanten Bd. II S.135, Carlsruhe: Chr. Fr. Müller´sche Hofbuchhandlung, 1842

 

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Die ersten Mozart Medaillen zeigen unterschiedliche Portraits des Meisters, in verschiedenen Idealisierungen. Die meisten wurden  direkt oder indirekt nach dem Mozartsbild  des bekannten Porträtmodelleur und Bildhauer Leonhard Posch gestaltet.

Mozart Portrait erscheint einmal Jung und herorisch, mal älter mit dickerem Gesicht - wie Mozart unmittelbar vor seinem Tod ausgesehen hat zeigt ein Brief der Schwägerin Mozarts:

„Herr Wilhelm Doell, bad. Münzmeister, hat aus Liebe zu meinem unvergesslichen Schwager W. A. Mozart eine Medaille geprägt, wozu er, wie es scheint, den Kupferstich aus der Biographie des Hrn. von Schlichtegroll wählte, welcher „so auch jener des Herrn v. Bosch*” dermalen in den Händen des jüngern Mozarts in Wien der vorzüglichste in Betreff der Aehnlichkeit ist, und nach welchen Mozarts Standbild gemacht wurde. Man sehe nur in Salzburg das so vortrefflich gelungene Standbild Mozarts von der Seite des Neubaues an, und man wird sich überzeugen, dass die Medaille des Herrn Doell eben so vortrefflich gelungen ist.

Dass Mozart ein volles (mehr aufgedunsenes) Gesicht hatte, ist der Wahrheit gemäss, welches wohl von der steten Geschäftigkeit und dem häufigen Nachtarbeiten hergekommen seyn mag.

Nur jene, in deren Armen Mozart starb , kann diess bezeugen.

Salzburg, den 6. October 1843

Sophie Haibel,

Mozarts Schwägerin, geb. v. Weber.”

* gemeint ist Posch

Von Dr. Großpietsch (Stiftung Mozarteum) wurde dieser Brief an Münzmeister Döll als wichtiger authentischer Hinweis zum tatsächlichen Aussehen Mozarts eingestuft.

Quelle:

Gassner Dr., F.S.: Ueber des Grossherzogl. Badischen Münzmeisters Herrn W. Döll´s Denkmünze auf Mozart. In: Zeitschrift für Deutschlands Musik-Vereine und Dilettanten Bd. III S.321, Carlsruhe: Chr. Fr. Müller´sche Hofbuchhandlung, 1843

 

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