Salzburger Numismatische Nachrichten

(Salzburger) Münzgeschichte aus Handel, Museen und Wissenschaft - von Münzhandel Peter Macho

REPATRIATION - die Rückkehr der verlorenen Salzburger Münzen nach 70 Jahren:

Juni 28th, 2017 by Peter Macho

Am 28. Juni 2017 präsentiert das Salzburg Museum 94 Salzburger Münzen, die 1946, am Ende des 2. Weltkrieges, verschwunden sind.

Zur Vorgeschichte:

Im Mai 1945 wurden Kunstwerke und 4086 Salzburger Münzen aus der museumseigenen Münzsammlung zur Sicherung gegen Bomben und Plünderung in das Salzbergwerk nach Hallein verbracht. Diese wurden dann von den amerikanischen Besatzern in Depoträume in Hallein gebracht.

1946 wurden die gesicherten Sammlungen wieder dem Salzburg Museum übergeben, von den 4086 Münzen fehlten jedoch die seltensten 2464, darunter sämtliche Goldmünzen (mit heutigem  Marktwert von ca. 4-5 Mio. Euro). In den folgenden Jahrzehnten konnten nur wenige der 2464 Münzen im internationalen Münzhandel zurückgekauft werden, es hielt sich immer das Gerücht, die Sammlung sei von amerikanischen Spezialisten in die USA verbracht worden. Neuere Diskussionen unter österreichischen Numismatikern weisen jedoch in die Richtung, dass nur österreichische oder süddeutsche Numismatiker einen derartigen Diebstahl organisieren konnten.

Im Jahr 1996 erhielt die Amerikanische Numismatische Gesellschaft (ANS) in New York eine Schenkung von Chester L. Krause, dem Herausgeber des weltweit verwendeten “Standard-katalogs der Weltmünzen”:

 

Chester L. Krause, Bild: Amerikanische Numismatische Gesellschaft ANS

Chester L. Krause (Bild:ANS)

Herr Krause übergab der ANS nachfolgende 94 Salzburger Münzen, die er selbst aus dem US Münzhandel für einen  hohen Kaufpreis erworben hatte, mit dem Hinweis “diese Münzen stammen angeblich aus einem österreichischen Museum und sollten zurückgegeben werden”. Die ANS bemühte sich vorbildlich um die Provenienzerforschung und publizierte die Geschichte in ihrem (gedruckten) Jahresbericht 1996. Durch unglückliche Zufälle geriet dieser jedoch in den Folgejahren in Vergessenheit.

Vor wenigen Jahren stieß ich im Rahmen meiner weltweiten Internetrecherchen zur Salzburger Numismatik auf den ANS Beitrag von 1996 und erkannte die Chance, dass das Museum einen Teil der 1946 verlorenen Münzen zurückerhält. Nach Gesprächen mit den Kollegen der “Salzburger Numismatischen Gesellschaft” (SNG) sandte ich meinen Sohn, der gerade einen Studienpraktikumsaufenthalt in New York hatte, zu Frau Dr. Wartenberg, der Geschäftsführerin der ANS, um in Erfahrung zu bringen, ob das (mittlerweile 18 Jahre alte) Angebot der möglichen Rückgabe der Münzen noch aufrecht sei. Frau Dr. Wartenberg bestätigte die Rückgabebereitschaft, wenn genügend Beweise für die Eigentümerschaft des Salzburg Museums an den 94 Münzen vorgelegt werden könnten.

Weitere Diskussionen innerhalb der SNG führten dann zu Rechtsanwalt Dr. Peter Lechenauer, der in seiner Funktion als Mitglied der SNG und  Anwalt des Salzburg Museums im Mai 2016 Museumsdirektor Dr. Martin Hochleitner über den Sachverhalt informierte.

 Nun lag der Ball beim Kustos für Münzen, Medaillen und Geldwertzeichen, Christoph Mayrhofer. Dieser konnte in akribischer Archivforschung etwa ein Drittel der 94 Münzen zweifelsfrei der Museumssammlung zuordnen. Eine großartige Leistung, wenn man bedenkt, dass sehr vieles aus dem alten Museumsarchiv bei der Zerstörung durch amerikanisches Bombardement 1945 verloren ging!

 

Inventarnummer von 1884 Bild: Christoph Mayrhofer, Salzburg Museum

Den Nachweisschlüssel bildeten unter anderem die Tinteninventarnummern auf einigen mittelalterlichen Pfennigen (siehe Abbildung aus dem Vortrag von Kustos Mayrhofer). Im 19. Jahrhundert war es in allen Museen der Welt üblich, die Inventarnummer mit Tinte direkt auf das Objekt zu schreiben - eine Vorgangsweise, die heute unvorstellbar ist! Diese Nummern konnte Kustos Mayrhofer mit alten Inventaren in Verbindung bringen - und somit den Grundstein für die Rückgabe der Münzen legen.

 

Vertragsunterzeichnung ANS New York (Bild:Österrreichisches Generalkonsulat New York) Vertragsunterzeichnung ANS New York (Bild:Österrreichisches Generalkonsulat New York)

Vertragsunterzeichnung (Bilder:Österreichisches Generalkonsulat New York)

 Diese vorgelegten Unterlagen wurden von Frau Dr. Wartenberg und dem ANS Vorstand als ausreichend anerkannt. Im Mai 2017 unterzeichneten Frau Dr. Wartenberg, ANS Vorsitzender Kenneth L. Edlow und Dr. Hochleitner den von RA Dr. Lechenauer vorbereiteten Vertrag über die kostenlose Rückführung der Münzen im New Yorker Büro der ANS.

 Die ANS sprach in ihren ersten Berichten zur Vertragsunterzeichnung von der REPATRIATION der Salzburger Münzen - ein schönes Wort, das im Gegensatz zu Restitution nicht mit Schuld und Sühne belastet ist, sondern in seiner lateinischen Bedeutung sinngemäß aussagt:

DIE (VERLORENEN) KINDER KEHREN ZUM VATER ZURÜCK 

- dafür größten Dank an die Amerikanische Numismatische Gesellschaft und Chester L. Krause !

 

EINIGE BESONDERE STÜCKE DER SAMMLUNG:

Goldgulden des Erzbischofs Pilgrim, um 1365

Die bedeutendste Münze des Bestandes ist der Goldgulden des Erzbischofes Pilgrim von Puchheim. Er wurde um 1365 geprägt und ist die erste Goldmünze der Salzburger Münzgeschichte.

Denar des Erzbischofs Konrad, um 1125

 

Salzburg Museum - Jahresbericht 1861

Der erste um 1125-1130 geprägte Friesacher Denar Erzbischof Konrads 1. (1106-1147). Möglicherweise thematisiert die Ansicht des Domes den Stadtbrand und die Zerstörung desselben im Jahr 1127. Von dieser höchstseltenen Münze existieren heute keine 10 Stück weltweit, daher erscheint es wahrscheinlich, dass dieses Stück ident mit dem bereits im Museumsbericht 1861 aufgelisteten Konrad-Denar ist.

Pfennig des Erzbischofs Pilgrim, um 1365

Noch seltener als der Goldgulden Pilgrims ist der Wappenpfennig mit dem Kopf des Erzbischofes. Wie der Goldgulden um 1365 geprägt, handelt es sich bei DIESEM Stück um den ersten bekannten Pfennig dieses Typs, der 1877 in Ober-Plöttbach bei Zwettl in Niederösterreich gefunden wurde und dann ins Salzburg Museum kam.  Auch von dieser Münze sind weltweit weniger als 10 Stücke bekannt.

Pfennig des Erzbischofs Rudolph, um 1286

Der Pfennig Rudolfs von Hoheneck zeigt die erste Darstellung des Salzburger Landeswappens. Die Umschrift MONETA SALZB EPI . “Geld des Erzbischofs von Salzburg” bezieht sich auf den 1286 geschlossenen Vertrag mit Kärnten und Tirol über die Ausprägung von Pfennigen und deren Silbergehalt. (Auf der Rückseite findet sich eine der alten Inventarnummern)

Wappenpfennig mit feinem Perlkreis

Dieser sehr seltene Wappenpfennigtyp des 15. Jahrhunderts wurde 1996 im SNG Sonderband “1000 Jahre Salzburger Münzrecht” von Christoph Mayrhofer und Günther Rohrer erstmals abgebildet.

Dukat 1517 Leonhard von Keutschach

Leonhard von Keutschach, Dukat 1517

Doppeldukat 1549, Ernst von Bayern

Herzog Ernst von Bayern, Doppeldukat 1549

 

Alle Münzen finden Sie hier im PDF Katalog, erstellt von der Amerikanischen Numismatischen Gesellschaft:

 ANS Katalog der repatriierten Salzburger Münzen

 

Alle Münzabbildungen: American Numismatic Society, ANS

 

Ein Bericht der Münzhandlung Peter Macho, Salzburg. Wir stehen für alle Fragen zur (Salzburger) Numismatik jederzeit zur Verfügung!

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