Am 19. April besuchte die Salzburger Numismatische Gesellschaft im Rahmen ihrer dreitägigen Fahrt (Konstanz - Winterthur - St. Gallen) die Stiftsbibliothek von St. Gallen. Dank der Fürsprache von lic.phil. Benedikt Zäch, Leiter des Münzkabinetts Winterthur, zeigte uns der stvt. Stiftsbibliothekar Dr. Karl Schmuki auch die uralte Münzsammlung des Stiftes.
Der Tag begann mit einer Führung Dr. Schmukis durch das Stift und die Stiftskirche, anschliessend begaben wir uns in den prächtigen Bibliothekssaal. In der aktuellen Ausstellung “Wenn Bücher Recht haben. Justitia und ihre Helfer in Handschriften der Stiftsbibliothek St.Gallen” sahen wir die ältesten deutschen Rechtsbücher, so den Codex 731, beinhaltend das Lex Romana Visigothorum, Lex Salica und Lex Alamannorum. Dieses Buch wurde in Lyon im Jahr 793 verfasst. Dr. Schmuki machte uns auf eine der ältesten Münzdarstellungen darin aufmerksam, einen Mann, der einen Denar Karls des Grossen hochhält, um ihn dem Publikum zu zeigen.
Quelle: St.Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 731, Lex Romana Visigothorum, Lex Salica, Lex Alamannorum, p.111 (www.e-codices.unifr.ch). Ausschnitt !
Nach diesen Impressionen aus der Rechts- und Literaturgeschichte der heutigen Welt (und nach dem gemeinsamen Mittagessen) führte uns Dr. Schmuki in die ehemalige Handschriftenkammer auf der Galerie der Bibliothek. Hier hatte er bedeutende Münzbücher aus dem 16.-18. Jahrhundert und einige Beispielstabletts aus dem NUMOPHYLACIUM am Arbeitstisch vorbereitet.
Früher wurden in diesen Schränken die wertvollsten Handschriften der Bibliothek St. Gallen aufbewahrt. Heute sind sie aus konservatorischen Gründen an anderem Ort gelagert. Einer der Schränke beinhaltet bis heute das Numophylacium (alter Ausdruck für Münzkabinett oder Münzsammlung).
Vor dem geöffneten NUMOPHYLACIUM übergibt der Leiter der Salzburger Numismatischen Gesellschaft und Organisator der Excursion Mag. Ulrich Höllhuber (links) Herrn Dr. Karl Schmuki, dem stv. Stiftsbibliothekar von St. Gallen einen St. Gallener Brakteaten des 13. Jahrhunderts als Gastgeschenk.
Im Numophylacium befindet sich ein eingebauter Münzschrank etwa aus dem 18. Jahrhundert. Darin sind in vier Reihen 120 handgearbeitete Schuber, in die die Münzen fest eingepasst sind. Die Münzen sind in dicken beschrifteten Kartons mit einer Art Harz (?) rundum fixiert. Dem Augenschein nach hat das Harz die Münzen nicht angegriffen. Die Sammlung wurde bis ca. 1860 aktiv betrieben und dann unverändert aufbewahrt.
Inhaltlich besteht die Sammlung aus etwa 80 % antiken Münzen (Römern), wenigen Umlaufmünzen und historischen Medaillen. Die Medaillen sind (im Wesentlichen) nach Prägeständen chronologisch geordnet. Vom Erzbistum Salzburg fanden sich nur zwei Stücke in der Sammlung, die im folgenden neben vielen anderen Beispielen historischer Medaillen gezeigt werden. Der Sammlungsschwerpunkt lag offenbar bei der Antike und bedeutenden historischen Ereignissen Europas.
Aus der Münzsammlung des Stiftes St. Gallen:
(Alle Bilder können durch Anklicken vergrössert werden)
SCHWEIZ:
Zürich, Stadt: Vergoldete Gussmedaille o. J. (1547/1548), Patenpfennig der eidgenössischen Stände für die Prinzessin Claudia, Tochter König Heinrichs II. von Frankreich. Modell von Jacob Stampfer. Hand Gottes in Strahlenkranz hält an Band die im Wappenkreis angeordneten Wappen der 13 alten Orte / 2 Engel halten Kreuz im Wappenkreis der 7 zugewandten Orte. Habich 868
“Bundestaler” o. J. Stempel von J. Stampfer. Die drei Eidgenossen beim Schwur. Rv. Wappen der 13 alten Orte im äußeren, der sieben zugewandten Orte im inneren Wappenkreis, im Zentrum Kreuz.
Abtei St. Gallen, Bernhard Müller von Ochsenhausen (1594-1630), Doppeltaler 1622
Medaille 1663. Auf das Bündnis der Schweizer Orte mit Ludwig XIV. Stempel von J. Warin. Geharnischtes und drapiertes Brustbild des Königs mit langen Haaren nach rechts // Gekrönter König mit Dauphin an Altar zusammen mit eidgenössischen Gesandten. Glatter Rand.
Aargau, Baden: Medaille 1714. Auf den Frieden von Baden. Stempel von Philipp Heinrich Müller (unsigniert). Kaiser Karl VI. und Austria bringen ein Opfer auf einem Dreifuss, darüber strahlendes Dreieck. Rv. Stadtansicht von Baden und der Limmat, darunter wirft Mars ein Schwert in den Fluss, darüber ein Engel mit Stadtwappen.
Basel, Bistum Jakob Sigmund v. Reinach 1737-1743: Medaille 1740 (v. Dassier ) auf das Bündnis mit Frankreich.
Abtei St. Gallen, Beda Angern von Hagenwil (1767-1796): Dukat 1781
ERZBISTUM SALZBURG:
Paris Graf von Lodron (1619-1653) Halbtaler auf die Domweihe 1628
Abtei Weingarten, Dominik Schnitzer (1745-1784): Medaille 1781 zum 50jährigen Priesterjubiläum. Vs.: Wappen. Rs.: Sitzender Papst und ein Mönch mit Posaune vor Kirchenmodell. Der Stempel dieser Medaille wurde von Franz Matzenkopf in der Münzstätte Salzburg angefertigt.
RÖMISCH DEUTSCHES REICH:
Kaiser Karl 4. (1355-1378): Alter Guß ? der Goldenen Bulle (Kaisersiegel) Read the rest of this entry »