Der Erwerb der Prager Mozartmedaille von 1805 inspirierte Frank Nauhauser (Mitglied der Salzburger Numismatischen Gesellschaft) sich näher mit den ältesten Medaillen Mozarts zu beschäftigen. Dabei recherchierte Frank viele zeitgenössische Quellen und konnte chronologische Fehler in meinem 1991 erschienen Katalogs „Wolfgang Amadeus Mozart – Medaillen und Schaumünzen 1791 -1991“ feststellen. Diese Fehler resultierten aus der unüberprüften Übernahme älterer Quellen und sollen hier richtig gestellt werden. Die vorliegenden Ergebnisse wurden grundlegend von Frank Nauhauser gesammelt und sind (unter meiner redaktionellen Beihilfe) hier veröffentlicht. Peter Macho :
1. Medaille von BAEREND, Dresden 1796:
Vs: Belorberter Kopf Mozarts n.r., Umschrift: WOLFGANG AMADEVS MOZART. Unten: BAEREND: F. Rs.: Orpheus auf einem Felsen sitzend, mit der Lyra. Ein stehender Löwe horcht dem Spiele zu. Umschrift: AUDITUS SAXIS INTELLECTUSQ. FERAR. SENSIBVS.
Das Portrait W. A. Mozarts ist frei nach dem Porzellanrelief Portrait von L. Posch von 1788 gestaltet. Baerend hat allerdings einen Lorbeerkranz im Haar hinzugefügt. Diese Darstellung spielt auf Apoll, dem “Gott des Lichts” an, der auf alten Münzen mit einem Lorbeerkranz im Haar dargestellt wurde.
Das lateinische Zitat der Rückseite stammt aus Ovid XI,42, „Tod des Orpheus“. Orpheus steht in enger Verbindung zum Gott Apollon (Gott des Lichts, der Heilung, des Frühlings, der sittlichen Reinheit und Mäßigung sowie der Weissagung und der Künste, insbesondere der Musik, der Dichtkunst und des Gesangs) und den Musen. Von Apollon bekam er seine Lyra geschenkt. Mit seinem Spiel und Gesang betörte er Götter, Menschen und sogar Tiere, Pflanzen und Steine. Die Bäume neigten sich ihm zu, wenn er spielte, und die wilden Tiere scharten sich friedlich um ihn, und selbst die Felsen weinten angesichts seines schönen Gesangs. Hierauf bezieht sich auch die lateinische Umschrift.
Ein ähnliches Bild von Orpheus mit dem Löwen findet sich bei Breitkopf & Härtel 1799 als Kupferstich in „Oeuvres complettes de Wolfgang Amadeus Mozart“ XIV différentes pièces pour le pianoforte. Der Mythos von Orpheus verkörperte die Unsterblichkeit der Seele. So ist die Ehrung Mozarts mit Bezug zu Orpheus auch in diesem Sinne zu verstehen.
Zum Vertrieb liest man bei Gerber im Jahr 1814: Diese (Denkmünze) wurde damals in Dresden, Hamburg und Leipzig , in Silber (2 1/2 Lot schwer) für 3 Reichsthaler, 8 Groschen oder 12 Mark und in Zinn für 5 Mark 8 Heller zum Verkaufe ausgeboten.
Quellen:
Gerber, Ernst Ludwig: Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler, Vierter Theil – Anhang, Teil III, Fortgesetztes Verzeichnis von Statuen und Büsten großer Tonlehrer und Tonkünstler, Leipzig: A. Kühnel, 1814. S.746/747
Hauschild, Johann Friedrich: Beitrag zur neueren Münz- und Medaillengeschichte vom XV Jh bis jetzo. - Anhang: Berühmte Männer und dergl. Dresden: Carl Gottlob Gärtner, 1805. Nr. 602, S. 78 (hier:Medaille Mozart)
Kläbe, Johann Gottlieb August: Neuestes gelehrtes Dresden oder Nachrichten von jetzt lebenden Dresdner Gelehrten, Schriftstellern, Künstlern, Bibliotheken und Kunstsammlern. Leipzig: Voss und Comp., 1796. S.8/9 (zur Kurzbiographie Baerend)
2. Medaille von GUILLEMARD, Prag 1805:
Vs.: Brustbild Mozarts, Umschrift: WOLFGANG GOTTLIEB MOZART. Darunter: GEB. 1756, GEST.1791, im Ärmelabschnitt Signatur: A. GUILLEMARD F. Rs.: Eine aufrechtstehende Muse mit der Lyra, bei ihr ein geflügelter Knabe mit einer geraden Trompete. Umschrift: „HERRSCHER DER SEELEN. DURCH MELODISCHE DENKKRAFT“.
Die Mozart Gedenkmedaille von A. Guillemard und und F. Stuckhart entstand 1805 in Prag. Die Grösse war 1 Zoll, 5 Linien, das Gewicht 11/16 Loth in Silber. Die Medaille wurde damals für 2 fl. 30 kr. verkauft.
Das Portrait der Vorderseite ist nach dem Kupferstich von Mansfeld 1789 gestaltet. Bei Wurzbach findet sich folgender Kommentar: „Stich von I.G. Mansfeld le jeune, nach einem Basrelief-Porträt Mozart’s von dem Bildhauer Posch bei Lebzeiten Mozart’s im Jahre 1781 verfertigt. Dieses authentische Bildniß M.’s wurde als das einzige von zuverlässiger Aehnlichkeit im Jahre 1789 von I.G. Mansfeld le jeune in dem selben Format (8.) in Kupfer gestochen (Viennae, apud Artaria Société)“
Mansfelds Kupferstich finden Sie hier im Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek:http://www.bildarchivaustria.at/Preview/18845428.jpg
„HERRSCHER DER SEELEN. DURCH MELODISCHE DENKKRAFT“. - Der Verfasser dieser Umschrift konnte nicht identifiziert werden. Lediglich in Nissens Biographie findet sich ein Schreiben an Mozart bei Vorstellung seiner Oper Figaro 1786: „ Ich hört’ Dich, melodischer Denker, und priess Dein Schöpfertalent, und in’s Wonnemeer riss Mich bald der Empfindungen mächtigste Welle….Doch bist Du der Fühlenden Orpheus mehr, Bist Herrscher der Seelen, Dir fröhnt das Gehör Der Kinder, der Mädchen, der Männer, der Krieger.“
Diese Zeilen stammen vom Arzt und Dichter Dr. Anton Daniel Breicha aus Prag und das Huldigungsgedicht wurde nachweislich auch als Flugblatt in Prag und Wien verbreitet und von Mozart an seinen Vater nach Salzburg gesendet.
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